Freelancer werden – in fünf Schritten zum eigenen Business
Ich kenne das nur zu gut: man hat einen puderzuckerrosa Traum. Aber umso greifbarer der wird, desto eher wird der zum niemals realisierbarem schwarzen Loch.
Warum das so ist?
Weil Träume nie zu Ende gedacht werden. Da spielen nämlich Bürokratie und damit verbundene Sorgenfalten auf der Stirn noch keine Rolle. Ist ja auch gut so, sonst wären Träume ja auch doof.
Und deswegen verschieben die meisten ihre Träume lieber auf die Nacht und rollen sich noch einmal auf die Seite. Weil man vom Schlafen eben keine Falten bekommt.
Gut für dich, denn so wirst du mit deinem Traum niemals einer von vielen sein. Denn die wenigsten ziehen`s wirklich durch.
Und bevor du dich jetzt wieder auf die Seite rollst, steh lieber auf und verschlaf dein Leben nicht! Denn die ersten Schritte in Richtung Freelancer sind gar nicht so gruselig, wie du vielleicht denkst.
Der Start in die Selbstständigkeit: die ersten Schritte, um vom Schreiben zu leben
Du möchtest vom Schreiben leben und Menschen mit deinen Worten inspirieren, motivieren und verzaubern?
Dann hast du sicher schon einmal darüber nachgedacht, den Start in die Selbstständigkeit zu wagen?
Das ist toll, doch vorher gibt es so einiges zu bedenken. Wenn du Existenzängste und Unsicherheiten schon zum großen Teil aus deinem Kopf verbannen konntest, möchte ich dir ein paar weitere Sorgen nehmen und ein wenig Struktur in die anfängliche Bürokratie bringen.
So beginnst du deine Selbstständigkeit sicher, organisiert und gut vorbereitet.
1. Die Rechtsform: Freiberufler*in oder Gewerbetreibende*r?
Du fragst dich, welche Art der Selbstständigkeit die richtige für dich ist? Im Grunde genommen liegt die Entscheidung gar nicht bei dir, sondern beim Finanzamt.
Wenn du jedoch wirklich ausschließlich vom Schreiben leben willst, steht dein Beruf sicher im Katalog der freien Berufe. Und damit übst du automatisch eine freiberufliche Tätigkeit aus.
Wenn du beispielsweise als Texter, Blogger oder Autor schriftstellerisch und/oder künstlerisch tätig sein willst und auch, wenn du als Lektor, Journalist oder Übersetzer mit Sprache zu tun hast, bist du ein typischer Freiberufler. Dazu meldest du dich beim Finanzamt.
Das Gegenstück dazu ist der Gewerbetreibende. Wenn du also außer deinen Dienstleistungen etwas verkaufen willst, wie Bücher, eBooks oder Online-Kurse, musst du beim Gewerbeamt ein Gewerbe anmelden.
Übrigens: du kannst auch Freiberufler sein UND ein Gewerbe anmelden.
Eine Zuordnung variiert aber immer nach Einzelfall und das Finanzamt entscheidet letztendlich, ob du Freiberufler oder Gewerbetreibender bist.
Die Vorteile für Freiberufler:
- Freiberufler zahlen keine Gewerbesteuer
- in der Regel genügt für Freiberufler die einfache Buchführung
- der Gewinn wird durch die recht simple Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) ermittelt
2. Die Besteuerungsform: Klein anfangen oder gleich Big Business?
Die erste große Entscheidung, die du treffen musst: meldest du dich als Kleinunternehmer an oder verzichtest du als Einzelunternehmer auf die Kleinunternehmerregelung?
Der Unterschied liegt nicht nur in dem Umsatz, den du machen darfst, sondern auch im bürokratischen Aufwand beim Thema Steuern. Lass dich dazu bitte ausführlich vom Finanzamt oder einem Steuerberater beraten, denn Fehler können teuer werden.
Weißt du jedoch schon, dass du im ersten Jahr deiner Selbstständigkeit die Umsatzgrenze von 22.000 Euro nicht überschreitest und im zweiten Jahr nicht mehr als 50.000 Euro verdienen wirst oder willst, solltest du mit der Kleinunternehmerregelung starten. So bekommst du einen ersten “vorsichtigen” Einblick in den Steuer-Irrgarten.
Verdienst du im zweiten Jahr mehr als 22.000 Euro, aber nicht mehr als 50.000 Euro, musst du im dritten Jahr Umsatzsteuer zahlen und fällst dann nicht mehr unter den Kleinunternehmer-Status.
Entscheidest du dich von Anfang an gegen die Kleinunternehmerregelung, ist dieser Verzicht für fünf Jahre bindend.
Welche Vorteile hast du als Kleinunternehmer?
- Die Rechnungen werden mit dem Netto-Betrag gestellt und es muss keine Umsatzsteuer abgeführt werden
- Zeitersparnis, da Kleinunternehmer keine Umsatzsteuervoranmeldung machen müssen
3. Die Anmeldung beim Finanzamt
Schließlich füllst du beim Finanzamt die Meldung aus, dass du dich selbstständig machen willst – unabhängig ob als Freiberufler bzw. Gewerbetreibender oder Kleinunternehmer bzw. Einzelunternehmer.
Danach erhälst du per Post deine Steuernummer, mit der du zukünftig Rechnungen ausstellen darfst.
Eine Umsatzsteuer-ID für Rechnungen mit Mehrwertsteuer benötigst du als Kleinunternehmer in der Regel noch nicht – außer, du stellst Rechnungen an Unternehmen, die ihren Sitz im Ausland haben. Weißt du das vorher, kannst du sie direkt beantragen.
4. Notwendige Versicherungen
Als Selbsständige*r bist du nun selbst für deine Krankenversicherungsbeiträge verantwortlich. Ob du dazu eine gesetzliche, freiwillige Krankenversicherung oder eine private Krankenversicherung wählst, entscheidest du.
Anfangs ist die private Krankenversicherung zwar meist etwas günstiger, doch sie steigt mit dem Alter und ist nicht einkommensabhängig. Im schlimmsten Fall musst du im Alter also hohe Beiträge zahlen, obwohl dein Einkommen eher gering ist. Der Wechsel zurück in die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung ist dabei nicht immer so easy und geht meist nur im Falle einer Arbeitslosigkeit.
Die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung ist dagegen einkommensabhängig und du zahlst höhere Beiträge, desto mehr du verdienst.
Der perfekte Mittelweg ist wohl die Künstlersozialkasse (KSK), welche die Hälfte deiner Beträge aus der freiwilligen gesetzlichen Versicherung übernimmt – ähnlich, wie dein früherer Arbeitgeber. Als schreibender Freelancer hast du gute Erfolgsaussichten, aufgenommen zu werden. Der KSK habe ich mich jedoch in einem eigenen Beitrag gewidmet.
Sobald deine Einkünfte stabil sind, solltest du auch das Thema Altersvorsorge nicht vergessen. Ob du dich für Investitionen entscheidest oder in die Rentenversicherung einzahlen möchtest, bleibt dir überlassen.
Falls viele nicht wissen: auch als selbstständiger Freelancer kannst du eine Arbeitslosenversicherung abschließen. Wenn du dich dafür entscheidest, musst du allerdings fix sein, denn das geht nur in den ersten drei Monaten deiner Selbstständigkeit. Außerdem musst du mindestens ein Jahr einzahlen, bevor du die Ansprüche auf das Geld stellen darfst.
5. Der Business-Plan
Der Business-Plan ist dein Wegweiser. Auch wenn du nicht vorhast, Gründerzuschüsse oder Kredite zu beantragen, wird er dir eine klare Richtung vorgeben.
Durch die Erstellung des Buisness-Plans deckst du nicht nur Lücken und Probleme auf, sondern entwickelst konkrete Ziele und eine Strategie – den roten Faden, an dem du dich lang schlängeln kannst, sozusagen.
Willst du dich damit um den Existenzgründerzuschuss oder Kredite bewerben, muss dein Business-Plan natürlich alle gängigen Anforderungen erfüllen. Nutzt du ihn nur für dich, reichen drei bis fünf Seiten (vielleicht auf rosa Papier).
Yaaay. Es kann losgehen!
Wenn du diese Punkte nacheinander abarbeitest, ist der erste Schritt in Richtung Selbstständigkeit getan.
ABER (fall jetzt bitte bloß nicht aus allen Wolken): diese Schritte sind recht einfach zusammengefasst und dienen dir nur als ersten Überblick.
Jedes Thema hat sehr viele Facetten, mit denen du dich gründlich auseinandersetzen solltest. Und auch danach wartet noch vieeeeel bürokratischer Kram auf dich.
Vom Schreiben zu leben bedeutet einen ganzen Haufen Arbeit und erfordert viel Ausdauer, Disziplin und Fleiß. Wenn du aber bereit bist, alles für deinen Traum zu geben, solltest du nicht mehr länger warten. Es wird sich lohnen.
Als Freelancer führst du ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben. Du kannst kreativ sein und deine eigenen Ideen verwirklichen. Und dass von überall auf der Welt aus. Lass dich nicht also einschüchtern und geh deinen Weg.
Es ist natürlich auch vollkommen angebracht, dir Hilfe zu suchen. In meiner neuen Facebook-Gruppe (Schreiben als Freelancer – die Newcomer) bekommst du Antworten auf all deine Fragen. Mit vielen Tipps und Erfahrungsberichten obendrauf.
Ankündigung: In meinem nächsten Artikel geht es dann darum, was du brauchst, um als Freelancer zu arbeiten (und vom Schreiben zu leben).
Hast du gleich eine Frage? Schreib diese doch einfach in die Kommentare.
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